Die Europäische Zentralbank (EZB) ist besorgt über die schwache wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone und sieht zudem geopolitische Risiken, die das Wirtschaftswachstum weiter belasten könnten. Laut EZB-Vizepräsident Luis de Guindos gibt es derzeit keine positiven Nachrichten zur Wachstumsentwicklung: Die vorhergesehenen Abwärtsrisiken treten zunehmend ein, da der private Konsum hinter den Erwartungen zurückbleibt. Obwohl die Löhne gestiegen sind, erhöhen die Haushalte ihre Ausgaben nicht, was das Wirtschaftswachstum bremst

Neben der schwachen Konjunktur beobachtet die EZB mit Sorge die geopolitischen Spannungen, die außerhalb ihres Einflussbereichs liegen. Der Nahostkonflikt beeinflusst die Energiepreise, und bevorstehende Wahlen könnten potenziell den internationalen Handel, das globale Wachstum und die Inflation beeinträchtigen. Diese Unsicherheiten führen dazu, dass die EZB bei ihren geldpolitischen Entscheidungen äußerst vorsichtig vorgehen will.

Bezüglich einer möglichen Leitzinssenkung, die viele Investoren beim nächsten EZB-Treffen im Dezember erwarten, äußerte sich de Guindos zurückhaltend und machte keine konkreten Zusagen. Erst im Oktober hatte die EZB den Einlagenzinssatz um 0,25 Prozentpunkte auf 3,25 Prozent gesenkt. Trotz dieser Maßnahme blieb das Wachstum im Euroraum schwach. Die EZB rechnet für dieses Jahr lediglich mit einem geringen Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent, und zuletzt verschlechterten sich wichtige Konjunkturindikatoren weiter. Zudem wirkt die schwache Wirtschaftslage in Deutschland bremsend auf die gesamte Eurozone.

Positiv hingegen sind die Entwicklungen bei der Inflation: Im September sank die Inflationsrate im Euroraum deutlich auf 1,7 Prozent. Die EZB ist zuversichtlich, ihr Inflationsziel von mittelfristig zwei Prozent im Verlauf des Jahres 2025 zu erreichen.

Quelle: dpa